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„…wir sollten nicht den Versuch machen, die Kunst auf unser Niveau herunterzuziehen. Wir müssen uns anstrengen, um die Leiter ein Stückchen hinaufsteigen zu können.“

Dr. Michael Ladenburger

Die heilige Nino

Es existieren viele Legenden und Sagen darüber, wie Georgien zum Christentum bekehrt wurde. Ich möchte an dieser Stelle auf Nikolaus Gulaberidze zurückgreifen, dessen Buch den Titel trägt: „Lesung für die lebendige Säule, den Rock des Herren und die Katholische Kirche“.

Hierin erklärt der Autor Folgendes: „Das wilde Volk von Georgien musste nicht durch den Mut des Mannes, sondern durch die Schwäche einer Frau bekehrt werden. Denn gerade in der neuen Botschaft komme der Frau eine hohe Würde zu“.

Der Legende nach ist Maria der Auftrag zugefallen, Georgien zu missionieren. Sie beauftragte ihre Vertreterin Nino, indem sie ihr im Traum erschien und ein mit ihren Haaren geflochtenes Weinrebenkreuz zeigte. Nach dem Erwachen fand Nino dieses Kreuz tatsächlich neben sich liegend vor. Sie nahm das Weinrebenkreuz mit nach Georgien und heilte damit viele Kranke.

Die frühsten Aufzeichnungen über das iberische Königshaus und darüber, dass die Georgier das Christentum angenommen haben existieren seit 327. Die heilige Nino wurde in der Nähe der Stadt Signagi im Kloster Ninozminda beerdigt. Das Kloster, in welchem die Heilige ihre letzte Ruhe gefunden hat, kann besichtigt werden.

Der Heilige Georg

Der Heilige Georg ist der Schutzpatron Georgiens. Er, dessen Leben so oft in georgischen Legenden verewigt wurde, stammte wahrscheinlich aus Kappadokien und diente als Offizier im römischen Heer. Circa 303 nach Christus starb er den Märtyrertod. Die Verehrung des Heiligen Georgs begann in Palästina und verbreitete sich rasch. 

Die Schuld an Georgs Tod suchten die Byzantiner nicht beim römischen Kaiser, sondern bei den Persern und deren König Dadiano. Wegen der ständigen Kämpfe der Byzantiner gegen Perser, Araber und Avaren sowie der ewigen Suche nach heiligem Beistand fand Georg in der orthodoxen Kirche große Verehrung.

 Auf Bildern und Fresken war bis zum 10. Jahrhundert der Perserkönig Dadiano als Georgs Gegner zu sehen. Seit dem 10. Jahrhundert erscheint anstelle des Perserkönigs ein Drache, der das Böse symbolisiert. 

Georgier hatten es in ihrer Geschichte schwer, denn die ewigen Kriege und Kämpfe gegen islamische Araber, Seldschuken, Mongolen, Perser und Türken brachten das Land an seine Grenzen. Geistigen Beistand fand Georgien im Heiligen Georg.

David Agmaschenebeli

( der Erneuer )

Nicht umsonst galten das 11. und 12. Jahrhundert als Georgiens Renaissance. König David III mit Beinamen „der Erneuerer“ sorgte dafür, dass Georgien von der Herrschaft der Araber befreit wurde. Er vereinigte verschiedene georgische Fürstentümer und sicherte die Grenzen.

Für seine Erfolge wollte ihm der byzantinische Kaiser mit dem Ehrentitel „Kuropalat“ auszeichnen. König David lehnte ab. Er nannte sich „König der Abchasier, Georgier, Ranen und Kachen, Autokrat – der Selbstherrscher“. Außerdem beanspruchte er nicht nur den Titel „Sebastos“ (Augustus), sondern auch „Panhypersebastos“ (Über-alle Augustus). Seine Überlegenheit gegenüber den Arabern brachte ihm den Namen: „Schwert des Messias“.

Georgiens ethnographische Gruppierungen

In Georgien gibt es viele kleine Völker und verschiedene ethnographische Gruppierungen, beispielsweise Swanen, Chewsuren, Megrelen, Kachetier, Gurier, Imeretier und, und, und. Jedes kleine Volk von diesen Gruppierungen spricht eigenen Dialekt und hat spezifische Charaktereigenschaften.

Swaneti

Swaneti, das ist der höchste und isolierteste Teil Georgiens. Der Fluss Enguri nimmt hier im Kaukasusgebirge seinen Anfang. Hier, nah zum höchsten Berg „Uschba“ – auf der georgischen Seite, singen sogar Bergen und Klippen, wenn die Sonne scheint. Dieses Naturereignis ist bekannt. In Swaneti sagt man „Mein Haus ist mein Schloss“ und ganz genau so wird dort gebaut. „Kor“ – so heißt ein Haus in Swaneti und das dazu gehörige Schloss „Murkwa“. Es muss vor Schnee und ungebetenen Gästen schützen. Um 1987 gab es eine Naturkatastrophe in Swaneti. Alte sowie neu gebaute Häuser wurden zerstört, aber den alten Schlössern konnte die Katastrophe nichts anhaben.

Die Dörfer der Swanen hinterlassen bei den Besuchern unglaubliche Eindrücke. Schneebedeckte Berge, breite und tiefe Täler, dichte Wälder. Swanen sind hervorragende Bergsteiger. Kein Wunder – schließlich befindet sich Swaneti ab einer Höhe von 3000 Meter im Kaukasusgebirge.

Die Häuser, die wegen den Feinden hoch in die Bergen gebaut worden sind und vor ungebetenen Gästen schützen sollten, vermitteln den unglaublichen Stolz und ungebrochenen Willen der Swanen, ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu bewahren.

Chewsureti

Ein wenig anders sieht es in Chewsureti aus. Das Gebiet liegt im ostgeorgischen Teil des Kaukasusgebirges. Unter den Bergen Ostgeorgiens ist alles kleiner und gemütlicher. Auf den Wäldern wachsen krause kleine Büsche und überhaupt ist alles hier etwas warmherziger.

Hier in dieser Region sehen wir bis heute eine mit traditionellen Kostümen bekleidete Bevölkerung. „Talawari“ heißt hier die männliche und weibliche Tracht.

Radscha

Radscha ist die Nachbarregion von Swaneti. Es ist die Region in welcher die berühmte Traubensorte „Chwanschkara“ wächst. Die territorialen und geschichtlichen Ähnlichkeiten dieser Provinzen haben architektonische Parallelen zur Folge.

Die Häuser in Radscha, wie auch in Swaneti, bestehen aus mehreren Stockwerken, sie haben Schießscharten in jeder Himmelsrichtung. Früher, vor ca. 200 bis 300 Jahren, wurden an den Fassaden der Häuser die rechte Hand von Erzfeinden befestigt.

 

Samegrelo

Samegrelo liegt im Westen von Georgien. Die Sprache der Megrelen ist ausgeprägter, so dass man nur Ansätze versteht, vorausgesetzt man spricht Georgisch. Hier in diesem Teil Georgiens wird großer Wert auf Nationalornamente gelegt. Häuser, Zäune, Türen werden hier mit solchen Verzierungen geschmückt. Ökonomisch gesehen ist dieser Teil Georgiens reich an Holz. Der Fantasie und dem Können der Tischlermeister sind keine Grenzen gesetzt.

Mit unglaublicher Schönheit und exzellenten Geschmack wurde Kaiser Dadianis Schloss in Sugdidi erbaut. Früher hatte jede Familie einen eigenen Tischler, der liebevoll das Zuhause gestaltete. Manche Möbelstücke waren beliebt, z. B. das georgische Recamiere, mit erhöhten Ende auf einer Seite, das fast jede Familie besaß.

Kacheti

Kacheti befindet sich im Osten Georgiens. Die Weinkultur und ihre Tradition sind hier heimisch. Heiße und lange Sommer, kurze und feuchte Winter sorgen hier für eine Vielfalt an Früchten.

Wenn man die Hauptstadt Tiflis verlässt und Richtung Osten fährt sieht man nur Reben. Schon im Juni gibt es hier die erste Traubenernte. Weintrauben aller Art und Sorten fühlen sich hier zu Hause.