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„Uralte Nation, der Alexander auf seinen Zügen schon begegnete, (…) in eine der herrlichsten Landschaften unserer Erdkugel eingepflanzt, berühmt durch Lieder und Legenden und doch beschämend unbekannt uns Europäern.“
Stefan Zweig

 

 

 

 

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Batumi

Stadt

Batumi, gelegen am Schwarzen Meer, ist die Hauptstadt der autonomen Republik Adscharien.Die Stadt, durch die der Fluss Tschorochi fließt, wurde auf einer flachen Halbinsel errichtet.Der Hafen der Stadt ist der wichtigste Port Georgiens. Erdöl aus Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan wird in Batumi raffiniert und von dort aus in die ganze Welt verschifft. Zudem werden die regionalen Produkte Tee und Zitrusfrüchte exportiert.„Tiefer Hafen“ ist die Übersetzung für den ursprünglichen Namen der Stadt – Batis. In der Antike war sie eine griechische Gründung.

Das Osmanische Reich annektierte 1564 die Stadt, 1878 wurde sie mit dem Berliner Vertrag Russland zugeschlagen. Anfang des 20. Jahrhunderts besetzte Großbritannien Batumi, ehe 1921 mit dem Orientvertrag zwischen der Sowjetunion und der Türkei die Stadt am Schwarzen Meer der UdSSR respektive der Georgischen Sowjetrepublik zugesprochen wurde.

Borjomi

Stadt

Der Kurort Borjomi ist berühmt für seine Heilquellen. Gelegen am Fluss Mtkwari grenzt die Stadt an das Naturschutzgebiet Borjomi-Charagauli-Nationalpark.

Das Heilwasser mit Namen Borjomi ist in seiner chemischen Zusammensetzung ein Hydrogencarbonat-Natrium-Säuerling. Ihm werden positive Eigenschaften nachgesagt, bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber, der Bauchspeicheldrüse und Stoffwechsel Krankheiten soll das Heilwasser Linderung verschaffen Können.

An verschiedenen Stellen in der Stadt Borjomi sind Pumpen errichtet worden, damit jede Person das Heilwasser kostenlos entnehmen kann. Nach Aufdrehen dieser Wasserhähne strömt „Borjomi“ mit einer Temperatur von ca. 36°C, mit wenig Kohlensäure versetzt, aus den Quellen heraus.

Kommerziell wird das Mineralwasser Borjomi seit 1906 vertrieben. Die heutige   Eigentümer Firma „Georgien Glas and Mineralwater“ exportiert das Wasser nach: Westeuropa, USA, Israel und Russland.

Erstmals wird die Siedlung Borjomi-Tori im 7. Jahrhundert erwähnt. Archäologen konnten durch die Entdeckung eines Bades aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. am Katharinenberg eine frühere Besiedlung des Gebiets belegen.

Der Kurtourismus begann ab den 1850er Jahren. Wohlhabende ließen sich in Borjomi Villen errichten, zu nennen wären: der Komponist Piotr Iljich Tschaikowskij, der Schriftsteller Leo Tolstoi und Zar Nicolas II. Zu Zeiten der UDSSR genossen Moskauer Politiker das Heilwasser Borjomi im gleichnamigen Kurort.

Kacheti

Alaverdi

Das Kloster Alawerdi befindet sich im Osten des Landes, in der Weinregion Kachetien. Gegründet wurde es 4. Jahrhundert von Ioseb Alawedeli. Von dem Gründer ist überliefert, dass er Wunder vollbringen konnte.

König Kwirike III von Kachetien hat in direkter Nachbarschaft zu dem Kloster Alawerdi in 11. Jahrhundert eine große Kirche errichten lassen.

Sie ist die zweitgrößte orthodoxe Kirche Georgien nach der Sameba Kathedrale.

Gremi

Das Dorf Gremi, im Kreis Kvareli, liegt 16 km von der Ortschaft Kvareli entfernt. Seit der Bronzezeit war die Ortschaft besiedelt.

Mit der Zeit wurde die Gemeinde ein zentraler Handelsknotenpunkt und 1466 stieg Gremi zur Hauptstadt der Region Kachetien auf.Eine große kulturelle Förderung erfolgte durch König David, Königin Ketevan und Teimuras I. Sie förderten Schriftsteller und Gelehrte und sorgten dafür, dass ihre Bücher veröffentlicht wurden.Östlich von Gremi ließ König Lewan auf einem Berg ab 1565 ein Kloster errichten, die prächtigen

Malerarbeiten im Inneren des Klosters dauerten bis 1577 an. Erbaut wurde das Kloster in rechteckiger Form aus Ziegelsteinen, in drei Himmelsrichtungen liegen die Eingänge in die Abtei. 1616 wurde durch einen Eroberungsfeldzug von Schah Abbas ein weiter Teil Kachetiens dem Erdboden gleichgemacht, Gremi wurde größtenteils zerstört. Deshalb wurde Telavi zur neuen Hauptstadt Kachetiens auserwählt.

König Erekle II. -„Patara Kachi“- ließ zu Zwecken der besseren Verteidigung des Klosters Gremi um dieses eine Mauer errichten.

Seit den 1980er Jahren fungierte das Kloster Gremi als Museum und seit 1989 hat der christlich-orthodoxe Glauben dort wieder seinen festen Platz.

Ikalto Akademie

Die Ikalto Akademie wurde in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. westlich der Stadt Telavi gegründet. Der Gründer des Klosterkomplexes und der Akademie war ein Assyrer – der heilige Senon.Das Kloster war das wissenschaftliche Zentrum Georgiens, unterrichtet wurden Religion, Rhetorik, Astronomie, Philosophie, Pharmakologie, Geographie, kirchlicher Gesang und zudem handwerkliche Fächer wie die Bearbeitung verschiedener Metalle, Keramik und Weinbau.Die Akademie von Ikalto hatte eine wichtige Bedeutung für die Bewahrung und Entwicklung der georgischen Sprache. 1616 wurde der Komplex von Schah Abbas niedergebrannt.Zurzeit werden im Klosterkomplex Restaurationsarbeiten durchgeführt.

Khareba

Der Weinkeller „Khareba“ befindet sich in der Nähe der Stadt Kvareli im Kaukasusgebirge. Der 7,7 km lange Tunnel wurde Anfang der 1950er Jahre von der Armee errichtet. Allerdings verlor der Tunnel bald seine Funktion und aus dem Armeestützpunkt wurde ein Weinkeller, in welchem die besten Weine Kachetiens aufbewahrt wurden.Der Weinkeller besteht aus zwei Haupt- und 13 Nebentunneln, die Gesamtlänge beträgt 7,7 km.Im Weinkeller „Khareba“ kann man wunderbar in einem Restaurant entspannen. Das Gebäude wurde auf einem 60 m hohen Berg gebaut, es vereint klassische und moderne Elemente. Von der Veranda hat man einen wunderschönen Ausblick auf das Kaukasusgebirge und das Alasani-Tal.

Shuamta

Zu den architektonischen Meisterwerken gehören die alten und neuen Schuamter Kloster-Komplexe. Beide wurden im tiefen Walde errichtet. Diese romantische Lage erhöht die Anziehungskraft, die von diesen architektonischen Schmuckstücken ausgeht.

Der ältere Schuamter-Komplex, bestehend aus drei Kirchen, befindet sich 7km von Telavi entfernt, der Hauptstadt Kachetiens.

Die älteste der drei Kirchen wurde im 5. Jahrhundert erbaut, als klassische dreischiffige Basilika. Die beiden anderen Kirchen aus dem 7. Jahrhundert orientieren sich an der Kreuzkirche von Mzcheta.

Diesen älteren Schuamter-Komplex charakterisiert seine sehr zurückgenommene Architektur. Ganz im Gegensatz zu der kachetinischen Kultur, die die Kirchen großzügig und pompös gestalten. Der neuere Schuamter-Komplex aus dem 16.Jahrhundert wurde von der kachetinischen Königin Tinatin in Auftrag gegeben.

Eine Legende über sie besagt, dass sie träumte, sie würde einen ehrwürdigen Mann heiraten und einen weißen Kornelkirschbaum finden. Am Ort, wo der Baum steht, soll sie für die Muttergottes eine Kirche gründen.

Die Legende erzählt weiter, dass Tinatin, aus Gurien in Westgeorgien stammend, den kachetinischen König Lewan II (1520-1574) heiratete. Auf dem Weg in die Heimat ihres Gemahls übernachtete sie in freier Natur. Das berühmte Chachulis Triptychon der Muttergottes führte sie mit sich.

Dieses Triptychon wurde an einen Kornelkirschbaum angelehnt und zur großen Überraschung stellte sie am nächsten Morgen fest, dass die Ikone über Nacht mit dem Kirschbaum verwachsen war.

Dies war für sie das Zeichen Gottes, an genau dieser Stelle das Kloster zu errichten. Hier befindet sich auch ihre Grabstätte.

Stadt Signagi

Die Stadt Signagi, gelegen in 750 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, ist das Herz der Region Kisiki. Der kachetinischer König Erekle II, er lebte im 18. Jahrhundert, verband mit der Region Kisiki Erinnerungen an viele siegreiche Schlachten. Seine allererste Schlacht gewann er hier im Alter von nur 15 Jahren.

 Die Region Kisiki war die einzige Region Georgiens, in der es keine Leibeigenschaft gab. Auf jeden Fall fühlte sich der König mit der Region Kisiki sehr verbunden.

Auch ist für jede Georgierin und jeden Georgier diese Region besonderes bedeutsam, denn die heilige Nino, die das Christentum nach Georgien gebracht hat, liegt hier im Bodbe Kloster begraben.

Kutaisi

Kloster Gelati

König David der Erneuerer ließ Anfang des 12. Jahrhunderts das Kloster Gelati errichten, welches sich in der Nähe der Stadt Kutaisi befindet.

Das Wort Gelati stammt aus dem griechischen  „Genetlion“ und bedeutet „Geburt der Gottesmutter“. Der Ort des Klosters war gut gewählt.

Damals, nämlich 1106, war Kutaisi Georgiens Hauptstadt, da sich Tiflis in der Hand der Araber befand. Das Kloster Gelati lag im Mittelpunkt des Landes. An das Kloster angeschlossen war ein Hospital, in dem Mönchsärzte und Heiler Kranke versorgten.König David der Erneuerer ließ im Umfeld von Gelati eine Akademie der Gelehrten eröffnen. Er lud Arsen Ikaltoeli und Johannes Petrisi ein, ins Land zu kommen. Beide haben vorher an der Mangana-Akademie in Konstantinopel gearbeitet und mussten wegen ihrer neoplatonischen Ansichten die Stadt verlassen.In dieser Akademie zu Gelati wurde Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Musik, Grammatik, Rhetorik und Dialektik gelehrt, allerdings lag der Schwerpunkt in Forschungen über die Antike. Berühmt wurde die Miniaturenschule des Klosters, die sich ein Beispiel nahm an derbyzantinischen

Miniaturmalerei.In Gelati wurde die Silber- und Goldschmiedekunst perfektioniert, beispielsweise wurde der Triptychonrahmen der Zellenemailleikone von Charchuli in dieser Klosterwerkstatt gefertigt.Die Blütezeit Gelatis dauerte bis zum 14. Jahrhundert an. Schließlich schwächten Kriege und andauernde Raubzüge diese Klöster. Osmanen überfielen Gelati 1510 und 1759, wobei sie nicht bloß Kunstwerke stahlen, sondern auch das Klostergebäude beschädigten und zerstörten. So gingen kunsthistorisch bedeutende Bauten des Klosterkomplexes verloren, etwa die Muttergotteskirche (erbaut von 1106 bis 1125), die Kirche des heiligen Georg, die Nikolauskirche, der Glockenturm im

Westen (alle erbaut im 13. Jahrhundert), die Akademie (errichtet Anfang des 12. Jahrhunderts) mit Pontikus (konstruiert im 13./14. Jahrhundert). Von anderen Klosterbauten stehen nur noch die östlichen und südlichen Tore. Die Mönchszellen, der Palast der Patriarchen und das Gästehaus

wurden zerstört.König David ließ im Osten des Landes eine weitere Akademie namens Ikalto bauen. In der Nähe zu Tiflis wurde das Kloster Shio-Mgwimme errichtet. In diesen wissenschaftlichen Zentren Georgiens wurden Philosophie, Astronomie sowie Weinbau und Landwirtschaft gelehrt. Diese Klöster bewahrten die georgische Sprache und Kultur. In solchen Akademien wurden die bedeutendsten Skriptorien aufbewahrt. Die georgische Literatur erlebte damals ihre Hochblüte.Um 1200 entstand das wichtigste Werk georgischer Literatur, das Nationalepos „Der Recke im

Tigerfell“. Der Lyriker Shota Rustaweli schrieb dieses Werk für die Königin (er sah in ihr seine Muse, in dieser Hinsicht glich der Autor den Renaissancedichtern Dante und Petrarca, welche ebenso für ihre Auserwählten Beatrice und Laura schrieben). Rustaweli verbalisierte am liebsten seine unglaubliche Liebe zu der Königin. Am Hofe, an dem Shota Rustaweli eine angesehene Stellung innehatte, erregte er Neid und Eifersucht. Schließlich wurde der Dichter ins Exil nach Jerusalem gesandt.Das Manuskript zu seinem höfischen Epos „Der Recke im Tigerfell“ wurde 2013 in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen.

Mzcheta

Stadt

Mzcheta war vom 4. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. die Hauptstadt Iberiens. Bereits seit der Bronzezeit existierten kleine Siedlungen, die mit der Zeit eine größere Bedeutung bekamen, weil sich an der Mündung des Flusses Aragwi zwei Handelsstraßen kreuzten. Zum wichtigstenMachtzentrum Ostgeorgiens wurde Mzcheta, als dort der Sitz eines Statthalters Iberiens eingerichtet

wurde. Mzcheta blieb der religiöse Mittelpunkt des Landes, nachdem Wachtang Gorgasali Ende des fünften Jahrhunderts Tiflis zur Hauptstadt kürte.

Dschwari-Kirche (Kreuzkirche)

An der Stelle, wo die Flüsse Aragwi und Mtkwari zusammenfließen, wurde zwischen 586 und 604n. Chr. unter der Königsherrschaft von Stephan I. die Kreuzkirche Dschwari errichtet, nicht weit entfernt von der Stadt Mzcheta. Die mathematisch tadellose Konstruktion besteht aus vier Apsiden und vier Seitenkammern, die durch dreiviertelrunde Nischen mit dem Zentralraum verbunden sind. Die äußere Ausführung entspricht dem inneren Bau. Das Bauwerk befindet sich nicht im Tal, sondern auf einem Felsen, was seinerseits den Eindruck unglaublich verstärkt. Die südlichen und östlichen Fassaden sind mit verschiedenen Reliefs geschmückt. Das Kreuz ist der Mittelpunkt der

Kirche und schreibt gleichzeitig die Konstruktion des Gotteshauses vor.

Die Kathedrale Sweti-Zchoweli (Lebende Säule)

Die Kathedrale Sweti-Zchoweli war die Hauptkirche des Katholikos-Patriarchen, dem Oberhaupt georgischer Christen. Sie wurde im Auftrag des Patriarchen Melchisedek zwischen 1010 und 1029 von Baumeister Arsukidze erschaffen. Einige Teile der Basilika übernahm Arsukidze von einem ursprünglichen Monument aus dem 5. Jahrhundert. An der Stelle der heutigen „Sweti-Zchoweli“ stand bereits im 4. Jahrhundert eine kleine aus Holz gefertigte Saalkirche. Die Reste dieser Kirche fand man zufällig im Jahre 1970 unter dem Fundament. Schon damals trug diese Kirche den Namen „Sweti-Zchoweli“, was übersetzt „lebende, lebensspendende Säule“ bedeutet. Baumeister Arsukidze baute das vorhandene Gemäuer um. Er formte aus der ursprünglichen dreischiffigen eine Kuppelbasilika; vier Eckpfeiler tragen den einzigartigen Tambosar in einer Höhe von über 40 Metern. Baumeister Arsukidze verewigte sich an der Nord- und Ostfassade von „Sweti-Zchoweli“. So steht an der Ostseite: „Lobpreist im Namen Christi, des Herren, Melchisedek, Patriarch von Kartei, Amen. Errichtet wurde diese heilige Kirche durch die Hand Eures armseligen Knechtes Arsukidze. Möge Gott seiner Seele Frieden geben.“ Obwohl die Kathedrale „Sweti-Zchoweli“ mehrmals umgebaut wurde, hat ihre Wirkung nicht nachgelassen. Die räumliche Gestaltung beeindruckt nach wie vor. Dieses Gotteshaus diente als repräsentatives Gebäude für Krönungszeremonien, wurde aber auch als Grabkirche für georgische Könige genutzt.

Tiflis – Tbilisi

Stadt

Die Stadt Tiflis liegt am Fluss Mtkwari, umrankt von den Bergen Mtazminda und Machata, geschützt im Tal.  

„Tbili“ bedeutet übersetzt „Wärme“. Einer Legende zufolge schoss der Stadtgründer, König Wachtang Gorgasali, während einer Jagd einen Pfau. Bis des Königs Jagdhund den erlegten Vogel fand, war dessen Körper, bedingt durch die heißen Quellen des Ortes, „gekocht“.

Durch diese Entdeckung der heißen Quellen beschloss der König, eine neue Stadt zu gründen – Tbilisi. 

In der heutigen Altstadt von Tiflis können viele Thermalquellen besucht werden, deren Temperatur zwischen 45 und 50 Grad Celsius beträgt. Interessant ist auch, dass sich Tilflis auf demselben Breitengrad befindet wie Rom und Barcelona. Mit diesen Städten hat Tiflis milde, schneearme Winter und heiße, temperaturreiche Sommer gemeinsam. 

Wachtang Gorgasali machte Tiflis im Jahr 458 n. Chr. zur neuen Hauptstadt des iberischen Reiches. Die vorherige bedeutendste Stadt des antiken Iberiens war Mzechta, ca. 20 km von Tiflis entfernt.

König Wachtang Gorgasali starb 502, sein Sohn Datschi setzte Anfang des 6. Jahrhunderts den Ausbau der jungen Hauptstadt fort. 

1271/72 bewunderte Marco Polo Tiflis und schwärmte in seine Aufzeichnungen von der prächtigen Stadt und der wunderschönen Umgebung.

Allerdings stand Tiflis seit jeher im Interesse fremder Eroberer. So ließ 1795 der Perserkönig Agha Mohammed Khan die Stadt komplett einäschern und schätzungsweise 50000 Bewohner massakrieren.

1801 annektierte Russland das geschwächte Ostgeorgien und 1802 den Westen des Landes. Tiflis wurde Hauptstadt des russischen Gouvernements. Die durch die Perser zerstörte Stadt wurde auch mit russischer Hilfe wieder aufgebaut, dabei war es nicht selbstverständlich, die georgische Bautradition zu berücksichtigen. 

Die Georgier fanden in dem Lyriker und Diplomaten Alexander Gribojedow, eingesetzt in Teheran als russischer Botschafter, einen gewichtigen Fürsprecher. Er heiratete die georgische Prinzessin Nino Tschawtschawadze, doch sein tragischer Tod in Teheran beendete ihre große Liebe. Seinem Wunsch entsprechend wurde der Lyriker im Tifliser Pantheon beerdigt. 

Von 1876 bis 1885 lebte Bertha von Suttner mit ihrem Ehemann im damaligen deutschen Viertel von Tiflis. Zu dieser Zeit war die finanzielle Situation der Eheleute zwar angespannt, gleichwohl sprach sie über diese mehr als acht Jahre in Georgiens Hauptstadt als sehr glückliche Zeit.

Niko Pirosmanashvili

„Pirosmani ist nicht verstorben, sondern verschwunden“, sagte der Pirosmanaschvili-Forscher und Lyriker Grigol Robakidze.

Diese Aussage basiert auf der Tatsache, dass keine genauen Daten über Niko Pirosmanaschvilis Geburt oder Tod existieren.

Sollten wir den Künstler beim Wort nehmen, dann ist er im Alter von 8 Jahren Vollwaise geworden, seitdem lebte er in Tiflis – das sagte der Maler 1916 auf der ersten Künstlerversammlung in Tiflis.

Der aus Kachetien (Kisiki) stammende Künstler verlor früh seine Eltern und seine ältere Schwester Mariam, sie starben kurz nacheinander. Die jüngere Schwester Pepe blieb im Heimatdorf Mirsaani. Pirosmanis Schwager Aleks, der Witwer seiner älteren Schwester, war mit dem kleinen Niko überfordert, weshalb er ihn als „Hausdiener“ in die Hände der angesehenen und wohlhabenden Tifliser Familie Kalantarow gab.

Man kann nachfühlen, was diese Erlebnisse in dem Künstler ausgelöst haben mögen. Traurigkeit und Depressionen waren seine ewigen Begleiter, was sich auch deutlich in seinem Werk widerspiegelt.

Familie Kalantarow beschrieb den kleinen Niko als aufrichtigen, ehrlichen und selbstbewussten Jungen. Die Liebe zur Malerei ist in ihm verwurzelt.

Der wirtschaftliche Fortschritt in Georgien war unaufhaltsam, der Handel blühte, viele neue Läden wurden eröffnet und auch der zukünftige Maler versuchte sich ein eigenes Geschäft aufzubauen, nachdem er die Familie Kalantarow mit Anfang 20 verlassen hatte. Zuerst tat er sich mit Giga Sasiaschvili zusammen, dessen Vater ebenfalls Maler war. Doch diese erste Unternehmung misslang. Als neuen Kompagnon konnte er den Maler Gesarnidze gewinnen; doch das Geschäft warf erneut keinen Gewinn ab und scheierte. Daraufhin begann der künftige Maler eine Ausbildung bei der Druckerei eines Deutschen, Herr Müller, doch nach ungefähr einem Jahr brach er die Ausbildung wegen menschlicher Differenzen ab. Dazu sagte Pirosmani später: „Er schrie zuviel und beschimpfte mich dauernd.“

Ende des 19. Jahrhunderts blühte auch in Tiflis der Kapitalismus. Im ganzen Land wurden Gleise verlegt, die Ost- und Westgeorgien miteinander verbanden. Pirosmani brauchte ein Einkommen, weshalb er sich bei der Verkehrsgesellschaft bewarb. Er bekam eine Stelle als Weichensteller und Bremser. Die Arbeit bei der Bahn war schwer, er musste Tag und Nacht, je nach Schicht, draußen unter freiem Himmel arbeiten. Die schwere Arbeit und der nicht vorhandene Urlaub setzten Pirosmanaschvilis Gesundheit zu. Er wurde chronisch krank und als er den Vorgesetzten in mehreren Briefen um ein paar Tage Urlaub bat wurde er entlassen.

Glücklicherweise bekam er eine Abfindung, womit N. Pirosmanaschvili die Möglichkeit hatte, sich ein Geschäft aufzubauen: Der Künstler kaufte von Bauern Milchprodukte und verkaufte sie mit Gewinn weiter. Obwohl dieses Geschäft einträglich war, hatte der Künstler nach zwei bis drei Jahren keine Lust mehr auf das Handeln.Seinem Gewissen war zuwider, arme Menschen zu schröpfen. So überließ er das Geschäft seinem Teilhaber, der ihn ausbezahlte.

Niko Pirosmanaschvili widmete sich nun verstärkt der Malerei. Aus Tiflis zog er sich eine Zeit lang zurück, fuhr zu seiner Schwester aufs Land. Dort schwelgte er oft in Erinnerungen, wie er in seiner Kindheit mit seiner ganzen Familie dort lebte. Um 1898 baute der Maler sogar ein Haus in seinem Geburtsort Mirsaani, dort blieb er aber nicht: Er liebte Tiflis und kehrte deswegen dorthin zurück.

Er hatte dort: Eine eigene Wohnung, gute Kleidung, eine goldene Uhr. Niko Pirosmani sah sehr gut aus: Er war groß, dünn und er machte mit europäischer Kleidung Eindruck. Der Künstler verliebte sich in eine französische Chansonsängerin namens Margarita. Sie gab im Café Chantant Konzerte.

„Der glückliche Niko schenkte ihr sein Herz und, ohne nachzudenken, auch seinen gesamten Besitz“, schrieb Pirosmanis Entdecker Kirill Solanewich später. Um 1909 malte er sie, das Bild „Margarita“ gehört zu Pirosmanaschvilis bekanntesten Bildern. Leider verschwand Margarita so schnell, wie sie auf der Bildfläche aufgetaucht ist, und ließ einen sehr traurigen, fast gebrochenen Mann zurück. Diese unglückliche Liebe hat dem Künstler sehr geschadet. Er blieb zurück ohne Arbeit, ohne Geschäft und ohne Geld, welches er sich jahrelang zurück gelegt hatte.

An dieser Stelle in seinem Leben stehend beschloss er, keinerlei Kompromisse einzugehen, sondern sich voll und ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Tagtäglich drehte er seine Runden in Tiflis auf der Suche nach Arbeit. Er gestaltete Reklame-Tafeln, malte Bilder auf Bestellung oder übernahm einfache Anstreich-Arbeiten. Für nichts war er sich zu schade.Er schlief dort, wo er gerade arbeitete; war der Auftrag erledigt zog er weiter. Auf diese Weise verwandelte Niko Pirosmanaschvili die Umgebung des Alten Tiflis, die Bahnhofsgegend, Narikala, Didube, Saburtalo zum eigenen Atelier. Fast in jedem Café, Weinkeller und Restaurant hingen Pirosmanis Werke. Obwohl seine Gemälde bei den Tiflisern hoch angesehen waren, waren die Auftraggeber nicht bereit angemessene Preise für seine Kunst zu zahlen. Dies führte dazu, dass sich Armut und Obdachlosigkeit des Malers verfestigten.

Einem breiteren Publikum bekannt machten Pirosmanis Werke drei Studenten aus Sankt Petersburg, die sich in Tiflis als Urlauber aufhielten: Die Gebrüder Sdanewich und deren Freund Michel Le Dantju. Die Mutter der Brüder Sdanewich war Georgierin, deswegen hatten die Brüder Kirill und Ilia eine besondere Bindung zur Stadt Tiflis. Der Franzose Michel Le Dantju soll auf Pirosmanaschvilis Bilder aufmerksam geworden sein, die fast in jedem Geschäft hingen. Le Dantju war selber Maler, Futurist, er zeigte großes Interesse an den unzähligen Bildern, die in den Weinkellern und Restaurants der Stadt hingen.

Damals lebten in Tiflis viele Einwanderer, die aus verschiedenen Ländern kamen: Osmanen, Perser, Armenier, Russen (Russland annektierte Georgien 1801). Außerdem zogen aus dem ganzen Land Georgier in die Hauptstadt und viele weitgereiste Händler mit ihren Karawanen gehörten zum Stadtbild dazu.

So ist es nur natürlich, das es ein Kaleidoskop an Stilrichtungen der Malerei und Kunst gab. Pirosmanis Bilder ließen sich allerdings in keine „Schublade“ einordnen. Autodidaktisch brachte er sich seinen Malstil bei: Er malte schnell ohne Skizzen, direkt in den Geschäften seiner Auftraggeber, wo viele Zuschauer sein Schaffen beobachteten und ihn mit unzähligen Fragen störten. Der Künstler hasste es, wenn sich die Menge beim Malen einmischte. Es kam oft vor, dass er den Pinsel niederlegte und ging. Er nahm solche Frechheiten sehr zu Herzen.

Die Brüder Sdanewich kauften so viele von Pirosmani geschaffene Bilder wie sie konnten und gaben selbst einige Gemälde bei ihm in Auftrag. Der angehende Schriftsteller Ilia Sdanewich schrieb einen Artikel über den Künstler Pirosmanaschvili und Le Dantju hielt in Moskau einen Vortrag über den neu entdeckten Maler und stellte zwei seiner Bilder vor. 1913 war Pirosmani an der Moskauer Ausstellung „Mischen“ mit 4 Bildern beteiligt. Der Franzose Le Dantju veröffentlichte zudem in einer Pariser Zeitung einen Artikel, in welchem er Pirosmanaschvili den „georgischen Giotto“ nannte. (Auch wurde der georgische Maler oft mit Henri Rousseau verglichen, dem „Vater“ der Naiven Malerei.) In der Tifliser Wohnung der Brüder Sdanewich fand auch eine eintägige Ausstellung statt, die Pirosmani gewidmet war und viele seiner Werke vorstellte.